Das Fest der Taufe Jesu bildet den Abschluss des Weihnachtsfestkreises. Dieser Sonntag stellt den Übergang in den kirchlichen Alltag dar, der Zeit im Jahreskreis. Ich möchte heute dieses Fest zum Anlass nehmen, mich ein wenig mit dem Sakrament der Taufe heute auseinanderzusetzen. „Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“ (Mk 1,11) bestätigt Gott selbst die Taufe Jesu im Jordan. Ich möchte daher ein wenig über unsere eigene Taufe nachdenken.
Taufe als Fest der Aufnahme in die Kirche
Am Beginn möchte ich gleich mit einem ersten Vorurteil aufräumen, das leider immer wieder in den Köpfen vieler Menschen herumgeistert. Jedes Kind wird auf einen Namen getauft. Damit möchten wir ausdrücken, dass es ein einzigartiges Individuum vor Gott und in der Welt ist. Die Taufe ist allerdings keine Namensgebung. Die Namensgebung ist in Österreich seit 1938 eine staatliche Angelegenheit. Der Staat braucht, damit er eine Geburtsurkunde ausstellen kann, einen Namen für das neugeborene Kind. Wenn die Eltern nach der Geburt auf das Standesamt gehen und ihr Kind anmelden, dann geben sie ihrem Kind auch einen Namen, der dann ins „zentrale Melderegister“ (ZMR) eingetragen wird. Damit ist der Akt der Namensgebung eigentlich auch schon wieder abgeschlossen. Menschen, die vor 1938 geboren sind, bekommen ihre Geburtsurkunde auch nicht vom Staat, sondern von der jeweiligen Pfarre ausgestellt.
Die Taufe ist damit eine Feier der Aufnahme des neugeborenen Kindes oder des Menschen in die Glaubensgemeinschaft der Kirche. Es geht daher bei einer Taufe auch immer um die gesamte Pfarre und nicht bloß um eine Teilgemeinde oder Familie, auch wenn der Glaube an Jesus natürlich während der ersten Lebensjahre in allererster Linie von Eltern und der Familie an das Kind weitergegeben wird. „Du bist meine geliebte Tochter/mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“ sagt Gott in der Taufe jeder und jedem einzelnen von uns. Es ist diese Zusage Gottes, die uns leben lässt und uns die Sehnsucht nach Leben und Liebe ins Herz legt. Diese Zusage Gottes begründet unser Selbstbewusstsein und ermöglicht eine realistische Einschätzung des Selbstwertes.
Warum bin ich Kind (Tochter/Sohn) Gottes?
Diese Frage trifft den Kern, wer wir als Mensch sind. Die Schöpfungserzählungen (Gen 1-2) machen deutlich, dass der Mensch im Antlitz Gottes geschaffen ist. Im Bund, den Gott mit Noah und allen Menschen schließt wird sichtbar, dass wir alle Töchter und Söhne Gottes sind. Gott sagt in der Geburt jedem Menschen zu, dass er/sie seine geliebte Tochter/sein geliebter Sohn ist, an der/dem er Gefallen gefunden hat. Eine Zusage ist Voraussetzung für die gesunde Entwicklung eines Menschen. Niemand – kein Mensch – ist von dieser Zusage Gottes ausgeschlossen.
Ich nehme meinen Selbstwert oder mein Selbstbewusstsein nicht aus meinen Leistungen, aus meinem Besitz oder dem, was ich in meinem Leben bislang erreicht habe, sondern einzig und allein aus der Zusage Gottes, sein geliebtes Kind zu sein, an dem er Gefallen gefunden hat. Gleichzeitig weiß ich, dass dieselbe Zusage allen Menschen gilt. Das hilft mir, dass ich mich nicht überhebe, den ich habe den anderen Menschen nichts voraus. Denn unsere Zusage ist immer die gleiche: „Du bist meine geliebte Tochter/mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“
Was verändert die Taufe?
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob diese Zusage auch Menschen gilt, die – warum auch immer – nicht getauft sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Zusage Gottes jedem Menschen gilt. Sie ist derart fundamental, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Gott sie tatsächlich einem Menschen verweigert.
Mit der Taufe verändert sich dann auf den ersten Blick gar nichts. Muss es auch nicht! Ein Sakrament ist definiert als eine äußere Handlung für eine innere Handlung Gottes. In Bezug auf die Taufe bedeutet das, dass die äußere Handlung (Untertauchen ins oder Übergießen mit Wasser) eine innere Handlung Gottes beschreibt, nämlich die Zusage: „Du bist meine geliebte Tochter/mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“ Nur machen wir einen schweren theologischen Fehler, wenn wir meinen, dass Gott außerhalb der Sakramente nicht wirken könnte. Gott bindet sich zwar an die Sakramente, indem er uns verspricht, dass er handelt, wann immer wir ein Sakrament feiern. Aber er beschränkt sein Wirken nicht auf das Sakrament. Gott ist immer größer als unsere Zeichenhandlungen, als unsere Sakramente.
Mit Bezug auf die Taufe können wir also sagen, dass Gott bei der Taufe schon längst gewirkt hat. Er wartet doch nicht auf unsere Handlungen, damit er einen Menschen als Tochter oder Sohn annimmt. Er kommt unserem Handeln immer schon zuvor. Die Feier der Taufe macht diese längst geschehene Zusage Gottes für uns sinnlich wahrnehmbar und begreiflich. Die Feier der Taufe lässt uns erleben und erfahren, was diese Zusage Gottes bedeutet, welchen Wert er unserem Wesen gegeben hat, als er uns im Mutterleib formte. Die Feier der Taufe lässt uns also verstehen und erleben, was Gott längst zur Wahrheit machte: „Du bist meine geliebte Tochter/mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“
Gesalbt zum Priester, König und Propheten
Auf einen Aspekt der Taufe möchte ich aber noch hinweisen, weil der oft vergessen wird. Unmittelbar an den unmittelbaren Taufritus (Wasser) folgen einige sog. ausdeutende Riten. Einer dieser Riten ist die Salbung mit Chrisam, die dann vor allem bei der Firmung ins Zentrum des Geschehens rückt. Doch schon bei der Taufe wird somit unsere Berufung klar. Als Königinnen und Könige haben wir eine unaustauschbare und unantastbare Würde als Menschen. Als Priesterinnen und Priester führen wir Menschen aus unserem Umfeld zu geht. Wir sind als Getaufte „Gnadensvermittler:innen“ Gottes. Wir bringen seine Liebe und sein Leben zu den Menschen. Als Prophetinnen und Propheten stehen wir der Welt immer bis zu einem gewissen Grad kritisch gegenüber, sind ihr Gewissen, weil wir vom Heiligen Geist den Willen Gottes für die Welt und die Menschen erkannt haben.