Damit wir von Frieden im Sinne eines Schalom reden können, braucht es die Fähigkeit aller Beteiligten, die Vergangenheit ruhen zu lassen und neu zu beginnen. Die Vergangenheit ruhen zu lassen heißt allerdings nicht, einfach zu vergessen, was vorgefallen ist. Damit die Vergangenheit ruhen kann, braucht es eine Auseinandersetzung mit ihr. Dabei muss auch Unrecht angesprochen werden. Es geht auch darum — soweit dies möglich ist — verursachtes Unrecht zu entschädigen.
Versöhnung und Opferrolle
Doch manchmal ist oder scheint eine Wiedergutmachung unmöglich. Trotzdem dürfen wir in dieser Situation nicht verharren und immer wieder neu unter dem Vorwand der Gerechtigkeit aufrechnen. Es gibt wohl auch einen Punkt, an dem wir quasi über den eigenen Schatten springen müssen und tatsächlich Versöhnung üben müssen. Üben? Naja ich denke, dass Versöhnung gar nicht so einfach funktioniert. Versöhnung ist vor allem auch von der Opferseite manchmal eine gewaltige Herausforderung. Denn Versöhnung bedeutet ein Zugehen auf den anderen und ein Händereichen auch dort, wo man verletzt wurde, wo einem selbst Unrecht geschehen ist. Versöhnung braucht einen Ausgleich, bei dem ich als Opfer dem Täter klarmache, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist. Das mag manchmal gar nicht so leicht fallen. Es heißt aber auch, dass ich als Opfer aufhöre Opfer zu sein oder mich als eines zu fühlen. Damit ist in unserer Gesellschaft auch ein Machtverzicht verbunden, denn als Opfer habe ich gegenüber dem Täter etwas in der Hand, auf das ich nun verzichte.
Versöhnung und Täter
Nun könnte man meinen, als Täter bin ich fein raus. Aber weit gefehlt, denn als Täter muss ich nach Möglichkeiten suchen, zumindest ansatzweise das Unrecht, das ich verursachte, wieder zu reparieren. Erst wenn ich hier alle Möglichkeiten ausschöpfe, kann ich hoffen, dass die Versöhnung glaubwürdig wird und tatsächlich neues Vertrauen sich langsam entwickeln kann. Versöhnung ist für Shalom zwar notwendig, doch ist es erst ein erster Schritt auf dem Weg. Vertrauen, das enttäuscht wurde, lässt sich nicht einfach auf Knopfdruck wiederherstellen. Vielleicht kann die Versöhnung dazu beitragen, Misstrauen abzubauen.
Versöhnung ist immer ein Spiel mit zwei Seiten. Wir suchen in unserem Leben die Versöhnung mit Menschen, denen wir Unrecht taten, bitten also um Vergebung, wo wir fehlten. Auf der anderen Seite braucht es auch die Bereitschaft, zu verzeihen, wo sich jemand uns gegenüber schuldig gemacht hat.
Shalom und Versöhnung von Gott
Gott macht uns in Jesus Christus ein unübertreffbares Versöhnungsangebot. In der Sendung seines Sohnes wird seine Liebe zu dir und mir spürbar und erfahrbar. “Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder , der an ihn glaubt, … ewiges Leben hat.” (Joh 3,16) Es ist diese Liebe Gottes zur Welt, zu Dir und mir, die alles verändert, die Versöhnung auch dort möglich macht, wo wir kaum noch einen Weg sehen. Amen.
..,wenn es so einfach wäre, wäre Friede für alle möglich! Danke für die inspirierenden Worte 🙏