Mittlerweile habe ich jede Pfarrteilgemeinde bei Gottesdiensten kennengelernt und ich konnte mir einen ersten Überblick verschaffen, was mich in der Pfarre Mühlviertel-Mitte erwartet. Am 1. Jänner 2024 ist es dann so weit: aus dem Dekanat Gallneukirchen wird die neue Pfarre Mühlviertel-Mitte.
Bei Gesprächen mit Menschen in Gutau oder Kefermarkt taucht immer wieder die Frage auf, ob ich mich schon eingelebt hätte oder wie es mir gefalle in der neuen Pfarre. Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil meine Aufgabe jetzt in Mühlviertel-Mitte eine ganz andere ist, als zuvor in den Pfarren Gutau und Kefermarkt. Es bedarf zumeist einiger Erklärung, damit dieses neue System von Pfarre auch bei den Menschen ankommt. Ich möchte in diesem Beitrag daher meine Rolle als Pfarrer in der neuen Pfarre Mühlviertel-Mitte zu beschreiben versuchen.
Pfarre und Pfarrteilgemeinde
Ein erster entscheidender Unterschied ist die Größe der Pfarre. Während ich in Gutau und Kefermarkt insgesamt ca. 5000 Katholik/innen begleitete, sind es in Mühlviertel-Mitte mehr als 38000 Katholik/innen in insgesamt zwölf Pfarrteilgemeinden und auf einer Fläche von über 300 km2. Es wird in dieser neuen Pfarre kein Mitleben mit den Menschen geben, wie ich es von Gutau her kannte. So sehr ich natürlich auch weiterhin Teil einer konkreten Gemeinschaft von Menschen bin, die gemeinsam feiert, merke ich doch, dass die Beziehungen zu den Menschen andere sind, weil ich eben nicht mehr jeden Sonntag alle Gottesdienstbesucher/innen sehe und am Kirchenplatz treffe.
Pfarrer und Vorstand
Während ich in Gutau und Kefermarkt als Pfarrer quasi für alles zuständig war, leiten wir die neue Pfarre Mühlviertel-Mitte als Vorstandsteam. Bruno Fröhlich als Pastoralvorstand und Thomas Forster als Verwaltungsvorstand tragen gemeinsam mit mir als Pfarrer Verantwortung. Wir haben gemeinsam den Blick auf die Pfarre, damit wir einen guten Weg in die Zukunft finden. Diese Teamsituation braucht zwar viel an Kommunikation, ist aber entlastend, weil man nicht alles mit sich ausmachen muss. In Gesprächen finden wir oft gemeinsam Lösungen.
Mein Berufsbild
Der eigentliche Wahnsinn ist, dass die Diözese die Tätigkeit als Pfarrer und als Pastoralvorstand jeweils als Halbtagstätigkeit (50%) definiert. Wie sich das zeitlich ausgehen soll, kann auch in der Diözese niemand erklären. Das zusätzliche Problem für mich ist allerdings, dass ich natürlich die zweite Hälfte auffüllen muss. Wenn ich das mit zu intensiven Aufgaben in Pfarrteilgemeinden mache, verliere ich den Überblick und kann damit meine Rolle als Pfarrer in Mühlviertel-Mitte nicht mehr ausüben.
Daher habe ich mir Aufgabenfelder gesucht, die mit meiner Tätigkeit als Pfarrer möglichst nicht kollidieren. Ich bin in der Pfarre Mühlviertel-Mitte für die pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit zuständig, bin auf pfarrlicher Ebene verantwortlich für die Grundfunktion „Verkündigung“. Außerdem begleite ich in Pregarten und in Steyregg noch das Seelsorgeteam und bin für die priesterlichen Dienste in der Pfarrteilgemeinde Wartberg/Aist zuständig.
Seelsorger und Dienstvorgesetzter
Als Pfarrer war ich auch in der alten Struktur immer für das Gesamtwohl der Pfarre verantwortlich. Als Hauptamtlicher war ich allerdings Einzelkämpfer oder hatte vielleicht eine Pastoralassistentin, von der ich Dienstvorgesetzter war. Nun bin ich Dienstvorgesetzter aller Priester und Diakone in der Pfarre Mühlviertel-Mitte. Diese Rolle ist auf der einen Seite eine Herausforderung, weil es auch darum geht, den verschiedenen Persönlichkeitstypen gerecht zu werden. Auf der anderen Seite ist es auch eine große Erleichterung, dass wir in unserer Pfarre insgesamt 15 hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger haben. Der Austausch in dieser Gruppe bereichert die konkrete Seelsorge vor Ort.
Ehrenamtliche in der Pfarre Mühlviertel-Mitte
Bislang war eigentlich nur von Hauptamtlichen die Rede. Da könnte man fast vergessen, dass es in erster Linie die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, die die einzelnen Pfarrteilgemeinden und damit auch die Pfarre Mühlviertel-Mitte am Laufen halten. Im Unterschied zur alten Struktur gibt es nun in jeder Pfarrteilgemeinde Seelsorgeteams (ST) von Ehrenamtlichen, manchmal unter Beteiligung Hauptamtlicher.
Zusammenwachsen in der Pfarre Mühlviertel-Mitte
Im Laufe des vergangenen Jahres, aber auch in den letzten Monaten ist ein Zusammenwachsen der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer neuen Pfarre spürbar. Dieser Punkt ist mir persönlich ganz besonders wichtig. Denn darin wird die neue Struktur, die bislang am Papier besteht, am schwarzen Brett geplant wurde, lebendig. Eine Pfarre wird ja schließlich nicht durch Dekrete und Verordnungen, sondern durch konkrete Menschen und deren gemeinsames Leben, deren gemeinsames Suchen nach Gott bestimmt. Durch die verschiedenen Treffen, die im Laufe der vergangenen 16 Monate stattgefunden haben, spürt man mittlerweile so etwas wie den Esprit der neuen Pfarre Mühlviertel-Mitte.
Ich glaube, der Weg, der vor uns liegt, wird uns trotz oder vielleicht sogar wegen der verschiedenen Herausforderungen zu einer Gemeinschaft werden lassen, in der sich hoffentlich jede und jeder wiederfindet. So freue ich mich, mit jeder und jedem gemeinsam unterwegs zu sein. Ich freue mich darauf, dass in unserem gemeinsamen Feiern und Handeln Gott in dieser Welt spürbar und erlebbar wird.