Das Fest der Kreuzerhöhung, das wir jedes Jahr am 14. September begehen, möchte ich zum Anlass nehmen, um über das Kreuz als das zentrale Symbol für das Christentum nachzudenken. Das Fest selbst geht auf die Weihe der Grabeskirche in Jerusalem im Jahr 335 zurück. Doch wie konnte das Kreuz als Hinrichtungswerkzeug der Römer zum Symbol für eine Weltreligion werden?
Fisch als ursprüngliches Symbol
Die Christinnen und Christen in den allerersten Jahrhunderten kannten das Kreuz nicht als christliches Symbol, sondern als Symbol des Scheiterns und der Schwäche. Paulus greift in seinen Briefen das Kreuz zwar auf, allerdings immer als Symbol der Schwäche, die Gott verwandelt. Das entscheidende Symbol, das sie als Erkennungszeichen, als Identifikation verwendeten, war in den ersten Jahrhunderten der Fisch. Das griechische Wort für Fisch ICHTHYS lasen die ersten Christinnen und Christen als Akronym für „Jesus Christus Gottes Sohn der Retter“.
Kreuz als Siegeszeichen
Kaiser Konstantin soll in der Nacht vor der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahr 312 eine Erscheinung eines Kreuzes mit Christus gehabt haben und dazu den Schriftzug „In Hoc Signo Vince!“ („In diesem Zeichen siege!“). Konstantin ließ daraufhin auf den Uniformen seiner Soldaten Kreuze anbringen und ging als Sieger aus der Schlacht hervor. So wurde das Zeichen des Scheiterns und der Niederlage plötzlich zum Siegeszeichen.
Macht des Kreuzes
Paulus entwickelt in seinen Briefen eine eigene Kreuzestheologie. Darin begründet er eine „umgekehrte Logik Gottes“. Gott schafft aus der Vernichtung am Kreuz den Sieg des Lebens über den Tod. In seiner eigenen Schwachheit und in seinem eigenen Scheitern erkennt Paulus das machtvolle Wirken Gottes. Das begründet eine Spiritualität von unten, in der wir versuchen in unserem Alltag Gott zu entdecken.
Das Kreuz Jesu stellt uns diese neue Wirklichkeit vor, in der nicht mehr die Machthaber und Tyrannen dieser Welt von Gott gesegnet sind, sondern das Kleine und Unscheinbare, das Gott erwählte, um seine Macht und Kraft zu zeigen.
Kreuz als Symbol des Christentums
Wenn wir heute ein Kreuz um den Hals tragen oder in unseren Wohnungen aufhängen, dann möchte uns dieses Symbol an genau diese Wirklichkeit erinnern: Wie schwierig unser Leben auch immer sein mag, Gott ist bei uns und Er geht den Weg mit uns.
Ich wünsche Dir, liebe Leserin und lieber Leser dieses Artikels, dass Du diese Wirklichkeit niemals vergisst: Gott geht den Weg mit Dir, egal wie schwierig und beschwerlich, oder wie leicht und schön er auch immer sein mag. Denn er hat Dir versprochen: „Seid gewiss! Ich bin bei Euch bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,19)