Jesus stirbt am Kreuz

Jesus stirbt am Kreuz. Alles scheint vorbei, alles aus! Für die Jünger, die mit Jesus unterwegs waren, bricht eine Welt zusammen.

Wir erinnern uns: Erst vor wenigen Tagen haben die Menschen Jesus beim Einzug in Jerusalem zugejubelt. Nun fordert die Menschenmenge seine Kreuzigung. Wie konnte es dazu kommen? Was war geschehen? Die Stimmung in Jerusalem war aufgrund des Paschafestes aufgeheizt. In dieser Situation kann ein falscher Schritt ein Kippen in der öffentlichen Meinung auslösen. Jesus scheint auf dem jerusalemer Boden nicht ganz so heimisch zu sein wie das religiöse Establishment. Spätestens mit dem Vertreiben der Händler aus dem Tempel öffnet er die Möglichkeit, Stimmung gegen ihn zu erzeugen. Damit greift er die Lebensgrundlage aller an, die vom „Pilgertourismus“ leben.

Kreuzige ihn!

Innerhalb weniger Tage wird so aus einem lang erwarteten Heiler, Erlöser oder auch Revolutionär ein Mann, der ihre Lebenswelt in Frage stellt, Gott lästert, ja ein Terrorist. „Kreuzige ihn!“ brüllt die aufgestachelte Menge Pilatus zu. Nicht das sich Pilatus davon beeindrucken ließe, aber er möchte seine Ruhe haben, geht den Weg des geringsten Widerstandes und verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz. Eine Anklage oder gar Beweise interessieren ihn kaum. Zum Fest muss Ruhe herrschen in Jerusalem. Dafür ist er gerne bereit, einen Menschen zu töten. Die Intervention der Tempelpriester war erfolgreich. Sie konnten einen Wanderprediger, der langsam lästig wurde, loswerden.

Mit dem Todesurteil durch Pilatus beginnt der Leidensweg Jesu. Das römische Reich weiß, aus dem Todesurteil eines Menschen ein Schauspiel zu machen, das die Menschenmenge begeistert. Der Weg aus der Stadt wird für den Verurteilten zum Spießrutenlauf durch die lästernde Menge. Der Kreuzweg, mit dem wir uns jedes Jahr an diesen Weg erinnert, zeigt uns aber auch auf, dass es Menschen gab, die Mitleid mit diesem Jesus hatten.

Jesus stirbt am Kreuz

Draußen vor der Stadt angekommen, kreuzigen die Soldaten schließlich Jesus. Obwohl unschuldig, stirbt er doch den Verbrechertod. Jesus stirbt am Kreuz. Doch ist dieser Tod tatsächlich Teil des Erlösungsplanes Gottes? Braucht ein liebender Gott tatsächlich die Folter, das Leid und den Tod eines Unschuldigen, damit er uns Leben schenken kann? Manche christliche Tradition versucht den Kreuzestod Jesu als heilsnotwendig darzustellen und vergisst dabei, dass damit der Tod Jesu gerechtfertigt wird. Dass Jesus ohne ein Verbrechen zu begehen zum Tod verurteilt wird, ist und bleibt ein Skandal, ein folgenschwerer Justizirrtum, wie es tausende vor und nach ihm gegeben hat. Diesen Irrtum als heilsrelevant zu bezeichnen ist die Rechtfertigung des Justizirrtums. Das Sterben Jesu am Kreuz ist und bleibt eine Ungerechtigkeit. Der Tod eines Unschuldigen bleibt ein Skandal, der uns nicht kaltlassen darf, damals wie heute.

Wert des Kreuzes

There is nothing worth living for unless it is worth dying for.

Elisabeth Elliot (1926-2015)

Der Wert des Kreuzes ergibt sich aus dem Blick auf das Leben Jesu und seine Botschaft. Es wäre sicherlich ein Leichtes für ihn gewesen, einfach zu sagen: „War alles nur Spaß! Ich habe es ja gar nicht so gemeint. Ihr. liebes Establishment, seid die Experten. Wird schon stimmen, wenn ihr das so meint.“ Aber so war Jesus nicht. Seine Botschaft bleibt bestehen, er widerruft eben nicht. Er ist bereit, für sein Engagement, für seine Botschaft die Konsequenzen zu tragen. Das Kreuz ist für mich daher nicht das Symbol des Todes und Sterbens, sondern Symbol der Aufrichtigkeit, der Geradlinigkeit. Es ist das Symbol für die Botschaft und das Leben Jesu, das ihn genau dorthin brachte.

Wenn wir uns heute also die Frage stellen, wofür es sich zu leben lohnt, sollten wir uns zunächst die Frage stellen, ob es sich auch lohnt, dafür zu sterben. Sollten wir darauf kein JA bekommen, kann es sein, dass wir noch einmal beginnen müssen.

Botschaft der Liebe und des Lebens

Wenn ich mir ein Kreuz anstecke, wenn ich mir zu Hause ein Kreuz aufhänge, dann bekenne ich mich darin zur Botschaft Jesu. Ich möchte sagen: Ich lebe nach dieser Botschaft! Diese Botschaft beinhaltet die Liebe zu allen Menschen. Ich möchte daher jedem Menschen unabhängig von seiner/ihrer Hautfarbe oder Religion, unabhängig des Geschlechts oder der Lebensentwürfe mit Respekt und Achtung begegnen. Ich möchte im Austausch Neues kennenlernen und so meinen Horizont erweitern für das Schöne und Gute in der Schöpfung. Nur so kann Leben für alle Menschen gelingen. Nur so kann sich Reich Gottes verwirklichen. Das ist für mich die Botschaft des Kreuzes.