Maria aus Magdala machte sich auf den Weg zum Grab Jesu. Als sie zum Grab kommt, sieht sie dass der Stein vom Grab weggenommen ist. Sie beugt sich in die Grabkammer hinein und sieht zwei Engel anstatt des Leichnams Jesu. Verwundert dreht sie sich um und sieht einen Mann dastehen, von dem sie meint, es sei der Gärtner.
„Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.“ Jesus sagte zu ihr: „Maria!“ Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: „Rabbúni! das heißt: Meister!“
Johannesevangelium 20,15-16
Jesus spricht Maria Magdalena mit ihrem Namen an und in dieser Ansprache, in diesem einen Wort erkennt sie ihren Meister. Im gleichen Augenblick wird ihr klar: Jesus lebt! Er ist nicht mehr tot, er ist auferstanden. Wir können nur erahnen, was in diesem Augenblick Maria Magdalena durch den Kopf schießt. Aber ich bin mir sicher, bei all der Verwirrung und dem Unverständnis ist sicherlich ganz viel Freude, Liebe und auch Genugtuung dabei. Die Gerechtigkeit hat doch gesiegt. So sehr sie und die Jünger schon den Glauben an eine gute Lösung verloren haben, so sehr ist ihr schlagartig klar: JA, die Gerechtigkeit hat gesiegt, ihr Meister, Jesus lebt.
Begegnung
Für mich gehört diese Begegnung von Maria Magdalena mit Jesus zu den schönsten Begegnungsgeschichten der gesamten Bibel. Die beiden verstehen sich scheinbar ohne Worte. Die Intimität dieser Beziehung macht große Dialoge überflüssig. „Maria!“ sagt Jesus zu Maria Magdalena und legt in diesen Namen die gesamte Zärtlichkeit und Liebe, der er geben kann. In der Antwort Marias „Rabbúni!“ antwortet die selbe Liebe, Zärtlichkeit und Sehnsucht nach Nähe.
Im Unterschied zu den Begegnungsgeschichten, die wir vor Ostern hörten, als Jesus der Frau am Jakobsbrunnen begegnet oder Marta und Maria bei der Auferweckung des Lazarus, klappt hier die Kommunikation auf Anhieb.
Doch so intim uns diese Begegnung auch immer erscheinen mag, sie ist immer offen für andere. Es gibt keine Exklusivität zwischen Maria Magdalena und Jesus, sondern ähnlich wie bei der Verklärung erfährt auch sie, dass sie den Augenblick nicht festhalten kann. Ja mehr noch, Jesus fordert sie auf, diesen Augenblick höchster Intimität mit den Jüngern zu teilen. Sie wird zur Apostelin der Apostel (Apostolorum Apostola), wie Papst Franziskus in Anlehnung an Thomas von Aquin formuliert. Sie wird zur Botin der frohen Botschaft, ist erste Zeugin der Auferstehung und des Lebens und verkündet den Jüngern das Evangelium, dass Jesus lebt.
Jesus lebt
Die Erfahrung des leeren Grabes ist fundamental für das junge Christentum, doch die Begegnung mit dem Auferstandenen verändert das Leben von Grund auf. Damit aus der Kommunikation tatsächlich eine Begegnung wird, braucht es Vertrauen und Liebe. Maria Magdalena möchte von ihrer Begegnung mit Jesus erzählen, weil sie sicher ist, dass damit auch andere Menschen gemeint sind. Der Auferstandene möchte heute Dir begegnen. Kannst Du diese Begegnung zulassen? Lässt Du Dich vom auferstandenen Jesus verändern?