Das heutige Evangelium beginnt eigentlich ganz einfach. Jesus kommt in das Haus des Simon Petrus und begegnet dort dessen Schwiegermutter, die mit Fieber im Bett liegt. Jesus richtet sie wieder auf, macht sie gesund, bringt ihr Heil. Danach ist das ganze Dorf auf den Beinen. Die Nachricht von der Heilung hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Alle wollen diesen Wunderheiler sehen, diesen Jesus Christ Superstar.
Alle wollen ihn sehen – Jesus Christ Superstar
Der ganze Ort versammelt sich um das Haus des Petrus. Hier passiert offensichtlich etwas ganz besonderes. Wahrscheinlich haben manche nicht einmal wirklich so genau gewusst, was sich im Haus zugetragen hat, aber sie wollten dabeisein, wenn Jesus Heil zu den Menschen bringt. Jesus Christ Superstar wirkte damals wohl genau so anziehend wie auch heute die Stars unserer Zeit. Jesus ist ein Star zum Anfassen. Er bleibt am Boden und das macht ihn wahrscheinlich auch damals schon sympathisch.
Was erwarten die Menschen damals?
Die Menschen bringen alle Kranken zu diesem Jesus Christ Superstar, damit er sie gesund und heil macht. So wie alle Menschen haben auch sie eine Sehnsucht in sich nach Gesundheit und einem Leben in seiner ganzen Fülle. Wenn sie sich nun am Haus des Simon Petrus versammeln, dann wollen sie einen Teil dieser heilen Welt Jesu erleben dürfen. Sie erhoffen sich von diesem Jesus, dass er sie aus der Eintönigkeit des Alltags herausreißt und sie entführt in sein Reich, in das Land, in dem Milch und Honig fließen, wenn auch vielleicht nur für einen kurzen Moment.
Was erwarten wir heute von diesem Jesus?
Ein alter Pfarrer hat mir einmal in der Sakristei erzählt: „Ja, die Menschen damals hätten es ja leicht gehabt. Die müssen wirklich verstockt gewesen sein. Die hatten Lazarus, der von den Toten auferstanden war und aus dem Grab kam, und glaubten trotzdem nicht. Ja, wenn Lazarus aus dem Grab käme, dann würde ich schon glauben!“ Ich stelle mir oft die Frage, was wir uns eigentlich noch von diesem Jesus Christ Superstar erwarten. Wir kommen Sonntag für Sonntag hierher in den Gottesdienst. Wir beten und singen gemeinsam, hören das Wort Gottes, bekennen unseren Glauben und halten gemeinsam Mahl. Was erwarten wir uns eigentlich davon? Warum kommst Du? Nur aus Tradition, weil es sich halt gehört? Erwartest Du Dir überhaupt irgendetwas von Gott, von diesem Jesus aus Nazareth oder von diesem Gottesdienst?
Wenn nein, dürfen wir uns nicht wundern, dass unsere Gottesdienste immer leerer werden, der Kirchenbesuch kontinuierlich sinkt. Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, die ihr Handeln wesentlich nach dem zu erwartenden Nutzen abwiegt. Wenn Zeit immer kostbarer wird, beginnen wir ganz automatisch Prioritäten zu setzen. Etwas, das uns nichts bringt, wird dann eben weggelassen. Daher noch einmal die alles entscheidende Frage: Was erwartest Du Dir vom Besuch und Mitfeiern des Gottesdienstes?
Jesus Christ Superstar
Ich möchte versuchen, diese Frage für mich zu beantworten. Vielleicht entdeckt der eine oder die andere in diesem Antwortversuch seine eigenen Erwartungen wieder. Wenn ich am Sonntag einen Gottesdienst besuche, dann erwarte ich mir eine Gemeinschaft von Menschen, die sich nicht bloß berieseln lässt, sondern aktiv gemeinsam feiert. So kann auch ich meine Begabungen in das gemeinsame Feiern einbringen. Ich erwarte mir eine Kultur der offenen Herzen, in der ich mich verstanden fühle, wo meine Sorgen und Nöte, aber auch meine Wünsche und Hoffnungen aufgehoben sind , damit ich als neuer Mensch am Ende den Gottesdienst verlasse. Der Gottesdienst soll mir die Kraft geben, mein gesamtes Leben neu am Reich Gottes zu orientieren.
Ich erwarte mir vom Gottesdienst, dass darin Jesus Christ Superstar Wirklichkeit wird. Ja eigentlich noch mehr, dass ihn die Menschen als diesen Superstar zum Anfassen erfahren. Dann gibt uns seine Gegenwart den Mut und die Kraft, seine Botschaft zu den Menschen zu tragen. Gottesdienst wird dann zum Erlebnis der Begegnung mit einem Superstar, er wird zum Erleben des Anbruchs des Reiches Gottes in unserer Welt.