Mit dem Einzug in Jerusalem beginnen die beiden wichtigsten Wochen im christlichen Jahr. Jesus war damals sehr wohl bewusst, dass sich in Jerusalem eine Zuspitzung anbahnt. Immer mehr hat seine Botschaft polarisiert. Der Konflikt mit dem religiösen Establishment der damaligen Zeit wurde immer deutlicher. Waren es zu Beginn vielleicht noch eine Stichelei hier, eine spitze Bemerkung dort, so wurde das Klima zwischen dem Establishment und Jesus immer feindseliger. Die religiöse Elite konnte es sich nicht mehr länger erlauben, einfach nur wegzuschauen. In der Bevölkerung wurde das immer mehr als Zustimmung ausgelegt, was schon gar nicht ging. Allen Beteiligten war also klar: es kommt zum Showdown, zur Entscheidung. Jesus möchte als Friedensfürst wahrgenommen werden.
Einzug Jesus als Friedensfürst in die Stadt
Wer nun aber meint, Jesus würde naiv und unvorbereitet in eine derartige Auseinandersetzung gehen, der irrt gewaltig. Jesus bereitet sich durchaus auf den Konflikt vor. Er möchte, dass ganz Jerusalem versteht, worum es ihm bei seiner Botschaft geht. Für seinen Einzug wählt er kein Pferd, sondern einen Esel, ein junges Fohlen. das noch keinerlei Erfahrung hat mit solchem Aufsehen. Der Esel war auch damals schon ein Friedenstier. Im Unterschied zum Pferd, das bei den Soldaten verwendet wurde, war der Esel ein Tier, auf dem die Bevölkerung ritt. Das Ausbreiten der Kleider auf dem Weg ist genauso wie das Zujubeln des ganzen Volkes aus einem Siegeszug der siegreichen Feldherrn des Militärs abgeschaut.
Wie passen diese Botschaften nun zusammen?
Jesus möchte ganz bewusst einen Gegenpunkt setzen zu den Plünderungen und Eroberungskriegen der damaligen Zeit, auch einen Gegenpol zu den Ausbeutungen durch die Tempelelite. Seine Botschaft handelt von Liebe und Respekt, nicht von Opfertieren und Ritualen. Er möchte den ganzen Menschen ansprechen, kein Aspekt des Lebens ist von seiner Botschaft ausgenommen. Sein Siegeszug ist ein Zeichen, dass seine Botschaft das Leben der Menschen, der breiten Bevölkerung, verändern kann, wenn sie es denn nur zulassen. Die Botschaft Jesu setzt frei. Sie versetzt uns in die Lage Verantwortung zu übernehmen für unseren Glauben und unser Handeln.
Diese Botschaft kommt bei den Menschen in Jerusalem grundsätzlich auch gut an. Wäre da nicht auch die teilweise sehr scharfe Kritik am Tempel und den religiösen Formen und Ritualen der damaligen Zeit. Die meisten Priester und Pharisäer könnten wohl auch sehr gut damit leben. Aber hier überspannt Jesus den Bogen bei Weitem. Daher beschließt die religiöse Elite Jesus töten zu lassen.
Bekehrung von Jerusalem
Für die Juden war damals eines völlig klar: Das Reich Gottes (Reich des Shalom) wird auf dem Boden Israels neu aufgerichtet. Eine Vertröstung ins Jenseits kommt auf den ersten Blick nicht in Frage. Deshalb ist es Jesus so wichtig, dass bei diesem Einzug tatsächlich möglichst viele Menschen zur Einsicht gelangen, dass sie ihm — eben Jesus — nachfolgen wollen und an seiner Friedensherrschaft (seinem Shalom) mitbauen wollen und nicht den Priestern und der Tempelelite folgen. Im Letzten wird es um Mehrheiten gehen, und darum welcher Partei es gelingt, die breite Bevölkerung hinter sich zu bringen, wenn es zum Showdown kommt. Jesus sieht sich selbst als dieser Friedensfürst, der das Reich des Shalom auf dem Boden Israels neu errichten wird. Dazu braucht er die Menschen hinter sich.
Für diesen Shalom arbeitet Jesus allerdings ohne Kompromisse. Die Menschen haben sich diesen Shalom verdient und den möchte er allen bringen. Heute jubeln die Menschen diesem Jesus zu, von dem sie vielleicht schon so viel gehört haben und den sie endlich auch live erleben möchten. Heute hat Jesus in dieser Entscheidung einen ersten wichtigen Etappensieg errungen. Wir freuen uns mit ihm!