Das Letzte Abendmahl

Das letzte Abendmahl, das wir am Gründonnerstag feiern, beinhaltet eigentlich zwei entscheidende Dimensionen in den Schriftstellen, die wir an diesem Tag hören.

Einsetzungsworte Jesu

Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!

Erster Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth 11,23b-25

Die Eucharistie geht auf das Letzte Abendmahl zurück. Jesus schenkt uns Brot und Wein als Erinnerung an ihn selbst und die Gemeinschaft mit ihm. Wenn wir uns versammeln, um Eucharistie zu feiern, vertrauen wir, dass Gott selbst in unserer Mitte ist. Die Gegenwart Gottes in der Feier der Eucharistie möchte uns Kraft, Trost und Zuversicht sein. Sie möchte uns Mut machen für die Herausforderungen unseres Alltags. Am Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi (Fronleichnam) werden wir diesen Aspekt des letzten Abendmahls noch einmal genauer betrachten.

Fußwaschung

Jesus, …, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

Johannesevangelium 13,4-5

Es ist schon außergewöhnlich, was Jesus hier tut. Doch möchte ich zunächst die Aufmerksamkeit auf die Jünger lenken. Grundsätzlich war es durchaus üblich bei einem Gastmahl, von einem Sklaven des Hauses die Füße gewaschen zu bekommen. Trotzdem denke ich, dass es so manchem nicht ganz gut gegangen ist dabei. Petrus drückt diese Stimmung aus, als er gegen das Zeichen Jesu protestiert.

Bei der Fußwaschung dringt Jesus in den persönlichen Intimbereich jedes der Jünger ein. Damit müssen sie zunächst einmal umgehen lernen. Es ist aber auch Zeichen, Zeichen, dass Jesus von den Jüngern tatsächlich alles will. Es gibt kein Zurückhalten. Wenn wir heute Jesus nachfolgen wollen, als Christinnen und Christen in der Welt leben wollen, dann gilt diese Herausforderung auch uns. Während am Palmsonntag die Menschen noch zujubelten, so braucht es jetzt die Entscheidung. Wir können nicht ein „bisschen Jünger sein“, ein „bisschen Christ sein“. Christsein geht nur ganz oder gar nicht. Einfach einen Teilbereich unseres Lebens aus der Nachfolge herausnehmen, funktioniert nicht. Am Tag bevor es tatsächlich ernst wird, fragt Jesus also mit diesem Zeichen seine Jünger damals wie auch dich und mich, uns alle: Bist du bereit, mein Jünger zu sein?

Das Letzte Abendmahl – Herausforderung für uns heute

In diesem Sinn halte ich das letzte Abendmahl für eine große Herausforderung auch für unsere Zeit. Wir leben heute in einer Zeit, in der Entscheidungen oft unattraktiv sind. Daher versuchen viele Menschen, sie zu meiden. Sie schummeln sich irgendwie so durch. Doch Jesus möchte eine Entscheidung von uns, keine Schummelei, sondern ein klares JA oder NEIN.

Vielleicht ist diese Entscheidung aber auch die große Chance. So viele Menschen sind heute die Unverbindlichkeiten unserer Zeit satt. Sie sehnen sich nach Menschen mit Handschlagqualitäten. Nur wer Entscheidungen trifft, kann auch sagen, wofür und wogegen er ist. Nur wer weiß, wo er steht, kann auch mit anderen Menschen und Meinungen in einen ernsthaften Dialog treten, ansonsten bleibt es nur bei oberflächlichem Geplauder.

Bist Du also heute bereit für die Entscheidung? Dann lade ich Dich ein, die kommenden Tage mitzugehen, durch den Karfreitag hin zu Ostern.