Mit dem Advent beginnen wir ein neues Kirchenjahr. Es ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, das Geburtsfest Jesu. Traditionell sollte die Zeit des Advents eine stille Zeit sein, eine Zeit der Besinnung und des Nachdenkens über das eigene Leben. Das heutige Evangelium mahnt uns zur Wachsamkeit.
Sei wachsam!
Wachsam zu sein heißt gerade auch im Advent mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Aufmerksam zu sein, was die Menschen brauchen, wo es mangelt und wie wir helfen können. Wachsam zu sein heißt an der Not unserer Mitmenschen nicht achtlos vorüberzugehen. Im Blick auf diese Welt können wir erkennen, was Gott von uns möchte. Wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen, damit wir sie im Licht des Evangeliums deuten können. Es ist zu wenig, nur in der Kammer zu sitzen, zu beten und im Advent auf das Kind zu warten. Wir müssen uns auch mit der Welt auseinandersetzen, in der wir leben, damit unser Christsein kein Luftschloss wird, das mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat.
Christentum, die Botschaft Jesu ist und bleibt immer in die Welt gesagt und gerichtet. Mit der Menschwerdung, auf die wir uns im Advent vorbereiten, feiern wir genau diese Wirklichkeit: Die Welt ist kein Anhängsel, das uns lästig sein könnte, sondern die Welt ist Gott so viel wert, dass er seinen Sohn in diese Welt sendet, damit sie durch ihn zum Leben kommt. Eine Abkehr von der Welt ist daher christlich gar nicht möglich. Die Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind, brauchen eine Antwort aus dem Glauben und keine Verleugnung.
Advent als Selbstwerdung
Der Advent lädt uns schließlich ein, unseren Blick auf das Kind zu lenken. Unsere Welt mit ihren Herausforderungen mit den Augen des Kindes in der Krippe zu sehen. Diese Augen des Kindes in der Krippe spiegeln uns aber auch unsere eigene Wirklichkeit zurück. Im Blick auf das Kind wird uns klar, wer wir selber sind. Das Fest der Menschwerdung Gottes wird so zum Fest unserer eigenen Menschwerdung. Gerade dafür braucht es im Advent auch die entsprechende Vorbereitung.
Für die kommenden drei Wochen des Advents wünsche ich uns allen, dass es uns gelingt, in der Menschwerdung Gottes, uns selbst zu finden und so Klarheit für unser Leben zu bekommen. Dann wird es wohl in unserem Herzen Weihnachten, Menschwerdung.