Die letzten Jahre waren gekennzeichnet durch Krisen. Zunächst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine, die Teuerungskrise, die Klimakrise oder die Vertrauenskrise. Gerade in Krisenzeiten suchen Menschen nach Antworten, die Halt geben und manchmal auch Trost spenden. Es stellt sich die Frage: Was bleibt, wenn alles zusammenzubrechen droht? Was bleibt, wenn gesellschaftliche Konventionen, die wir für unumstößlich hielten, plötzlich wegbrechen? Was bleibt, wenn das Völkerrecht, auf dem unsere Welt gründet, plötzlich nicht mehr gilt?
Verklärung
Die Verklärung Jesu ist eigentlich eine Vorausschau. Jesus begegnet Mose und Elija als zentrale Figuren des Ersten Testaments. Aus den Erzählungen der Vergangenheit schöpft Jesus Kraft für die Zukunft. Die Erfahrung der Verklärung bestärkt ihn auf seinem Weg. In der Verklärung sieht er den Weg, der vor ihm liegt, klar gezeichnet. Er erfährt auch: es wird alles gut!
Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“
Matthäusevangelium 17,4
Diese Erfahrung und Gewissheit, dass alles gut wird, möchte Petrus festhalten. Im Bauen der Hütten möchte er den dreien ein Zuhause geben, möchte sie kontrollieren und verfügbar machen. Doch genau in dem Augenblick, in dem er festhalten möchte, verliert er die Kontrolle. Er muss einsehen, dass sich manche Erfahrungen einfach nicht festhalten lassen.
Kennen wir das nicht auch? Erlebnisse und Erfahrungen lassen sich nicht festhalten. Wir können Fotos machen, können Texte und Gedichte darüber schreiben, ja wir können sogar versuchen unsere Emotionen abzuspeichern, damit wir uns wieder erinnern können. So sehr wir uns aber auch bemühen: Erfahrungen lassen sich nicht festhalten.
Was bleibt von Verklärung? – Vertrauen
Mir gefällt die Erzählung von der Verklärung, weil sie mir karmacht, dass Gott nicht verfügbar ist. Er ist und bleibt immer Geschenk. Es bleibt von der Verklärung also eigentlich die Erkenntnis, dass sie nicht bleibt. Vielleicht müssen wir uns tatsächlich von der Vorstellung verabschieden, dass wir unser Leben kontrollieren können, dass alles berechenbar ist. Uns verabschieden von der Idee, alles messbar machen zu wollen. Es kann ja von der Verklärung das Vertrauen bleiben, dass sich Gott immer wieder neu schenkt.
Was bleibt von den Krisen? – Chance
Vielleicht bleiben ja von den Krisen unserer Zeit neue Chancen. Wenn es uns gelingt, uns von der Idee zu verabschieden, den Vorkrisenzustand wiederherzustellen, sondern mutig neue Wege suchen, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen, dann kann aus der Krise eine Chance werden, eine Chance, unsere Welt lebenswerter und schöner zu machen für die Generationen, die noch kommen.