Papst Franziskus hat den Pilger der Hoffnung zur Leitfigur des Heiligen Jahres 2025 gemacht. In diesem Jahr sollte noch einmal deutlich werden, wie wichtig gerade im Angesicht der Herausforderungen unserer Zeit die Hoffnung für uns alle ist. Heute, nur Tage nach dem Sterben von Papst Franziskus bekommt dieser Titel eine ganz neue Dimension. Während auf der ganzen Welt am Ostermontag das Evangelium von den Jüngern gelesen wurde, die auf dem Weg nach Emmaus Christus begegneten, hat sich auch Papst Franziskus mit Christus auf den Weg gemacht zum Ziel seiner Hoffnung, zur Wohnung im Vaterhaus.
Papst Franziskus als Jorge Mario Bergoglio
Jorge wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires (Argentinien) geboren. Seine Eltern waren italienische Einwanderer und Jorge wuchs in ärmlichen Umständen in den Arbeitervierteln von Buenos Aires auf. Sein Vater arbeitete bei der Eisenbahn. Jorge hatte 4 jüngere Geschwister. Nach der Schule arbeitete er als Chemietechniker in der Nahrungsmittelindustrie. Er zeichnete sich durch sehr gutes technisches Verständnis und eine hohe Arbeitsethik aus. Hier entwickelte Jorge auch erste Leitungsfähigkeiten und den Grundstein für sein soziales Gewissen.
Jorge Mario Bergoglio war auch tief in seiner Pfarrgemeinde verwurzelt, wo er viel über soziale Gerechtigkeit lernte. Da seine Eltern aus Italien stammten wuchs Jorge zweisprachig Italienisch und Spanisch auf. Bereits als junger Mann fühlte er eine Berufung zum Priestertum.
Papst Franziskus und seine Berufung
Als Jorge 17 Jahre alt war, hatte er im Rahmen einer Beichte eine intensive Gotteserfahrung. Diese Erfahrung ließ ihn im Laufe der Jahre nicht mehr los und so ist er im Jahr 1958 ins Priesterseminar des Jesuitenordens eingetreten und begann mit dem Studium der Theologie. Im Dezember 1969 wurde er schließlich zum Priester geweiht. In den darauffolgenden Jahren stieg Bergoglio im Orden rasch auf und war bereits 1973 Provinzial der argentinischen Provinz der Jesuiten. Danach leitete er die ordenseigene theologische Fakultät in San Miguel. Gerade in diese Zeit fallen auch viele Vorwürfe gegen ihn, er habe mit der damaligen Militärdiktatur in Argentinien zusammengearbeitet.
Im Jahr 1998 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Erzbischof von Buenos Aires bestellt. In dieser Position wurde ihm der Einsatz für die Armen und Unterdrückten immer wichtiger. Als Erzbischof setzte er sich für soziale Gerechtigkeit in der argentinischen Gesellschaft ein. Er wandte sich sowohl gegen den Kommunismus als auch gegen den Kapitalismus. Er beklagte, dass die Schere zwischen arm und reich nirgends so weit geöffnet wäre als in Argentinien. Als Bischof von Buenos Aires und dann als Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz ging er auch zu den Regierungen Argentiniens in Opposition.
Konklave wählt Papst Franziskus
Im Februar 2013 kommt es schließlich zu einem historischen Ereignis: Papst Benedikt XVI tritt völlig überraschend zurück. Damit wurde ein neuerliches Konklave nötig, um einen Nachfolger zu bestimmen. Bereits nach dem fünften Wahlgang gab es einen Kandidaten, der ⅔ der Kardinalsstimmen hinter sich vereinen konnte. Es war Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires, Argentinien. Am Abend des 13. März 2013 wurde er der jubelnden Menge am Petersplatz präsentiert.
Es war zur besten Sendezeit in Europa als Kardinal Tauran das „Habemus Papam“ verkündete. Bergoglio – nun als Papst Franziskus – betrat die Benediktionsloggia des Petersdomes und begrüßte die jubelnde Menge mit „Buona sera!“ – „Guten Abend!“ Dieser Gruss sollte zum Programm seines Pontifikats werden. Nach einigen kurzen Worten spendete Papst Franziskus zum ersten Mal den Segen „urbi et orbi“.
Papst Franziskus – ein Pontifikat der Hoffnung
Bereits vom ersten Tag seines Pontifikats an machte Papst Franziskus klar, dass nun ein anderer Wind im Vatikan weht. Es war ihm wichtig, auf Augenhöhe mit den Menschen zu sein, damit er ihre Nöte versteht. Er suchte aktiv die Nähe von Menschen und war berührbar im wahrsten Sinn des Wortes. Immer wieder verließ er die Sicherheit des Papamobils und suchte den Kontakt zu den Menschen. Er wohnte auch nicht im päpstlichen Palast, sondern im Gästehaus St. Marta, wo er auch normalerweise die Morgenmesse feierte.
Einen besonderen Stellenwert hatten Menschen, die am Rande stehen, und Jugendliche. So führte die erste Reise Papst Franziskus nach Lampedusa zu den Flüchtlingen. Er besuchte regelmäßig Gefängnisse und Jugendklubs in Rom. Als Bischof von Rom war es ihm ein Anliegen, besonders mit den Menschen in seiner Diözese verbunden zu sein. Mit vielen einfachen aber eindrucksvollen Zeichen ist es Franziskus tatsächlich gelungen, das Wesen der Kirche in diesem Punkt besser herauszuarbeiten als seine Vorgänger.
Die Weltsynode
Papst Franziskus ging auch ein längst überfälliges Großprojekt an: die Weltsynode. Die Idee dazu kam vom Zweiten Vatikanischen Konzil, wurde allerdings immer wieder aufgeschoben, weil sich niemand dieser Aufgabe gewachsen sah. In einem Prozess von mehreren Jahren wurden die Meinungen von Menschen an der Basis (Pfarrgemeinderäte, Mitarbeiter/innen in Fachausschüssen, …) auf der ganzen Welt eingeholt, gesichtet, sortiert und weitergeleitet. Dem Papst war es wichtig, dass keine Wortmeldung verlorengehe. Sie alle wurden eingebettet in einen mehrjährigen Diskussionsprozess, der nicht immer leicht zu führen war, der aber notwendig war, sollte die Synode eine Wirkung entfalten. Das letzte Mal trafen sich die Männer und Frauen, die an diesem Projekt mitarbeiteten im Oktober letzten Jahres, um ein Dokument zu erstellen, das die Beschlüsse der Synode schließlich zusammenfasste.
Papst Franziskus – Pilger der Hoffnung
Am Ende bleibt also die Frage: Was wird bleiben? Eine endgültige Antwort auf diese Frage ist sicherlich erst aus der historischen Perspektive möglich und einiges hängt auch davon ab, wer sein Nachfolger werden wird, aber manches lässt sich vielleicht schon jetzt sagen. Ich glaube, dass es hinter die Betonung der Caritas und der sozialen Gerechtigkeit kein Zurück mehr gibt. Ein Nachfolger wird mit Sicherheit auch daran gemessen, wie gut er zu den Menschen kann, wie sehr er auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren kann. Niemand will einen abgehobenen Papst, der in seinem Palast residiert und abgeschottet von der Welt irgendwelchen Schwachsinn erzählt, der in Wirklichkeit niemand bewegt oder interessiert. War es nur bislang so, dass viele – auch ich – dachen, in dieser Position geht es nicht anders, so haben wir nun gelernt, wie es auch anders geht.
Papst Franziskus hat uns durch sein Pontifikat die Hoffnung geschenkt, dass Christentum auch zeitgemäß gelebt werden kann. Diese Hoffnung bleibt auf jeden Fall. So ist wohl Papst Franziskus selbst dieser Pilger der Hoffnung für mich und für so viele Menschen, die jetzt um ihn trauern.