Dazugehören ist für uns Menschen von entscheidender Bedeutung. Wir sehnen uns nach Menschen und Gruppen, mit denen wir uns identifizieren können. Der Mensch ist von seiner Natur kein Einzelwesen, sondern ein Gemeinschaftswesen (homo communis). Dazugehören liegt uns also gleichsam im Blut. Wann immer Menschen zur Einsamkeit verdammt sind, verkümmern sie. Das heutige Evangelium hat in diesem Zusammenhang also mehrere Komponenten.
Aussatz
Unter Aussatz verstand man damals alle möglichen Formen von Hautausschlägen, die normalerweise hochansteckend waren. Da es bei manchen dieser Ausschläge kaum Heilungsaussichten gab, versuchte sich die Gesellschaft möglichst gut dagegen zu schützen. Die Menschen wurden aus der Gemeinschaft in den Dörfern vertrieben und mussten auf ihre Krankheit aufmerksam machen, falls ihnen jemand zu Nahe zu kommen drohte. Auf diese Weise wollte man sich vor der Krankheit schützen.
Wir leben heute in einer Zeit, in der wieder viele Menschen in der ständigen Angst leben, sich mit irgendwelchen Krankheiten anzustecken. Die Pandemie der vergangenen Jahre hat hier ihre unverkennbaren Spuren hinterlassen. Menschen sind vereinsamt in der Angst, ja niemandem zu Nahe zu kommen, sich bloß nicht anzustecken.
Jesus schenkt Nähe und Gemeinschaft
Jesus scheint keine Angst zu haben. Er geht auf den Menschen zu, ja berührt ihn sogar und schenkt so Heil. Der Kranke erlebt in der Nähe, die Jesus zulässt, Heilung und neue Kraft. Plötzlich gehört er aber auch wieder dazu, ist Teil der Dorfgemeinschaft, die ihm so lange verwehrt wurde. Dazugehören können scheint für Jesus ein ganz wichtiger Moment zu sein.
Mit dem Blick auf unsere Gesellschaft heute scheint dazugehören auch von entscheidender Bedeutung zu sein. Wir wissen, dass du Maßnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie verheerende Folgen für die Psyche vor allem junger Menschen hatten. Plötzlich waren Treffen verboten, das gesamte Leben verlagerte sich ins Internet. Damit bekamen die sog. „Social Medias“ eine Wichtigkeit, die sie zuvor nie hatten. Die Folgen davon sehen wir bis heute in den Kinder- und Jugendpsychiatrien in ganz Europa.
Dazugehören als Grundsehnsucht
Es gehört wohl zu den menschlichen Grundsehnsüchten, dass wir in Gruppen dazugehören wollen. Diese Zugehörigkeit schenkt und Sicherheit, Geborgenheit und im Letzten auch Abgrenzung. Erst wenn ich irgendwo dazugehöre, weiß ich, wer ich bin. Wir definieren uns als Menschen über unsere Freunde, Familie oder einfach gesagt über die sozialen Netzwerke, zu denen wir gehören.
Auch unsere Kirche, unsere Glaubensgemeinschaft möchte eine solche Sicherheit gewährleisten. Im Dazugehören zur Glaubensgemeinschaft bekommen wir eine Rolle in diesem sozialen Umfeld zugedacht. Was sich hier so abstrakt anhört, funktioniert auch ganz konkret. Beim Mitfeiern des Gottesdienstes, bei der Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen und Gremien sind wir eingebunden in ein soziales Netzwerk, das uns trägt und stärkt.
Ich wünsche uns, dass wir auch in der neuen Pfarre Mühlviertel-Mitte für Menschen dieses Dazugehören spürbar machen können. Ich wünsche uns allen Menschen, die uns den Wert einer Gemeinschaft zeigen, damit Dazugehören Wirklichkeit wird in unserem Alltag.