Das Fest Allerheiligen, das wir am 1. November feiern, ist aus unserer Volksfrömmigkeit gar nicht wegzudenken. Friedhöfe werden herausgeputzt und wir versammeln uns am Tag selbst an den schön geschmückten Gräbern unserer Verstorbenen, um ihrer zu gedenken. Doch was macht das Besondere dieses Festes aus? Was feiern wir eigentlich Allerheiligen?
Allerheiligen als Fest der Heiligen
Wie der Name schon sagt, feiern wir an diesem Fest die Heiligen. Damit sind die Heiligen nicht als einzelne, sondern in ihrer Gesamtheit gemeint. Wir feiern also all jene Menschen, die ihren Weg zu Gott vollendet haben und bei denen die Kirche der Meinung ist, sie können uns Vorbilder im Glauben sein.
Zu diesen Heiligen gehören nun ganz verschiedene Menschen. Es zählen die großen strahlenden Figuren der Kirchengeschichte genauso dazu wie die unscheinbaren, die kaum jemand kennt. Es zählen die großen Theologinnen und Theologen als Kirchenlehrer genauso dazu wie Menschen, die in ihrem Alltag den Glauben lebten. Bei der Vielzahl der Heiligen ist es unmöglich ein Schema aufzustellen, was es bedeutet, eine Heilige oder ein Heiliger zu sein. Vielleicht hier nur so viel: Sie waren auf ihrem Lebensweg mit Gott unterwegs.
Allerheiligen als Gedenken an unsere Verstorbenen
Zu Allerheiligen besuchen wir aber auch die Gräber unserer Verstorbenen. Egal wie lange das Sterben unserer Angehörigen zurückliegt, an diesem Tag besuchen so viele Menschen wie an keinem anderen Tag im Jahr die Gräber ihrer Angehörigen. Sie versammeln sich gemeinsam mit ihrer Familie um gemeinsam der Verstorbenen zu gedenken. Damit stellt uns dieser Feiertag auch hinein in eine Tradition, in eine Geschichte. Wir bewegen uns nicht im luftleeren Raum, sondern sind Teil einer Geschichte, unserer Familiengeschichte. Wir sind sogar Teil einer globalen Bewegung, die auf diesem Gott ihr Leben aufbaut. An unserem Ort sind wir Teil einer Geschichte, wir haben Eltern, Großeltern und Ahnen. Auf der anderen Seite geht die Geschichte auch nach uns gut weiter. Kinder und Enkelkinder lassen uns den Blick weiten in eine gute Zukunft.
Mit dem Blick auf unsere Vergangenheit würde es doch Sinn machen, auch unsere Ahnen als Heilige zu bezeichnen. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir sie gekannt haben oder ob sie schon länger verstorben und damit uns fremd sind, sie haben uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind. Wir verdanken ihnen die Art, wie wir denken, wie wir handeln und auch wie wir glauben. Als unsere Glaubensboten können wir sie also durchaus als Heilige bezeichnen in der Hoffnung, dass Gott in ihrem Leben am irdischen Ende ergänzen möge, was zur Heiligkeit fehlt. Auch sie feiern wir also am Fest Allerheiligen.
Berufen zur Heiligkeit
Nur so macht es meines Erachtens auch Sinn, wenn das Zweite Vatikanische Konzil von der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit spricht. Berufen sind also nicht nur einige wenige, sondern alle Getauften. Nehmen wir diese Aussage ernst, müssen wir uns aber auch fragen, was es bedeutet, „heilig“ zu sein.
Der Blick von Allerheiligen kann uns auch hier helfen, denn die Vielfalt der verschiedenen Heiligenfiguren macht deutlich worum es eigentlich bei Heiligkeit geht. Wir sollen nicht irgendeine heilige Person nachahmen zu dieser Person werden. Wir wären immer nur eine einfältige Kopie. Nein, heilig sein bedeutet für mich, meinen eigenen Weg zu finden. Es heißt, Gott in mir wahrzunehmen und mich so durch die Augen Gottes zu betrachten. Ich werde dann meine Stärken und Schwächen erkennen, werde erfahren, welchen Herausforderungen ich mich in meinem Leben stellen muss. Auf den ersten Blick mag das nicht attraktiv sein, doch wenn ich verstehe, dass Gott meine Herausforderungen und Schwächen in seiner Liebe verwandelt, dann kann ich mich so als seine geliebte Tochter/sein geliebter Sohn sehen.
Seinen je eigenen Weg mit Gott zu finden und gemeinsam mit ihm unterwegs zu sein bedeutet also ein heiliges Leben zu führen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir nicht irgendwelchen Heiligen nachlaufen, sondern dass jede/r einzelne ihren/seinen je eigenen Weg mit und zu Gott findet.Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, nicht irgendein Heiliger zu werden, sondern dass wir tatsächlich ganz wir selbst werden, heilig eben. Dann feiern wir kein abstraktes Fest, sondern Allerheiligen, das Fest unzähliger Menschen, die alle ihren jeweils eigenen Weg gefunden haben.
….ein authentischer Mensch….
feine Predigt, der Mann hat’s verstanden….
Dankeschön!! Andreas